Bilder eines Weges

zum Logo

„Denkst Du an Engel,
so bewegen sie ihre Flügel.“

Jüdisches Sprichwort

Schon seit dreißig Jahren fasziniert mich das „Labyrinth von Chartres“, das sich in der dortigen gotischen Kathedrale auf dem Fußboden befindet. Da ist zunächst die optische Wirkung. Aber da ist auch die Möglichkeit, es begehen zu können. Was lag also näher, als gerade dieses Symbol zum eigenen Logo umzugestalten?
Das Wort „Logo“ leitet sich indirekt vom vieldeutigen griechischen Begriff lógos (λόγος) ab, das unter Anderem „Wort“ bedeutet.
Ein Logo ist ein grafisches Zeichen, das ein „bestimmtes Wort“, eine „bestimmte Aussage“ repräsentiert.
Sehen Sie selbst, was es alles an Aussagen zu entdecken gibt:

1. Zahlensymbolik

Verweise auf das „Leben in der Zeit“:

  • Unerreichte Vollkommenheit des irdischen Lebens: 11 Kreise – „knapp vorbei“ an der „Größe“ der Zahl 12 → der irdische Lebensweg lässt Vollkommenheit ahnen, hat sie aber (noch) nicht erreicht („Zur Vollkommenheit fehlte ihr nur ein Mangel.“ Karl Kraus),
  • Weiblicher Fruchtbarkeits-Zyklus ∣ Mondmonat: 28 Kehren – Anklänge an den Mondmonat & den (idealen) weiblichen Zyklus.
  • Weiblicher Schwangerschafts-Zyklus: 273 weiße Mosaiksteine weisen auf  ein 3/4 Jahr bzw. 9 Monate. Es ist der Verweis auf 273 Tage (idealer) Schwangerschaft.
  • Vollkommenheit durch Läuterung: 40fache Labyrinthweg-Distanz zur Mitte vs. der direkten Distanz zwischen Rand und Mitte. Die Zahl 40 als bekannte biblische Zahl und Chiffre für Vollkommenheit und Läuterung. Mit 261,4 m ist der Labyrinthweg exakt gleich lang dem „Läuterungsweg“ durch die Krypta.
  • Kreuz ∣ Leiden im irdischen Leben: „Kreuzesimmanenz“, im gesamten Bild kann man das Kreuzes erkennen, so wie auch in christlicher Spiritualität im gesamten Leben.
  • Jahres-Zyklus: 365 schwarze Mosaiksteine entsprechen 365 Tagen im Jahr. Beim Abgehen des Labyrinthweges zeigen sich (alle) 52 freistehenden Pfeiler des Langhauses. Diese entsprechen 52 Wochen im Jahr. Während dieses Weges zeigen sich auch  (alle) 31 Bögen der Seitenschiffe, die folgerichtig den (ca.) 30  Tagen im Monat entsprechen.

2. Sonnensymbolik

Verweise auf das „Universum“:

  • Strahlenkranz: 112 Strahlen lassen das Labyrinth wie eine Sonne aussehen.
  • Umlaufbahn: Am Osternachmittag feierten die 112 Domkapitulare Christi „universalen“ Sieg. Sie tanzten dem gewundenen Weg folgend rhythmisch in das Labyrinth hinein (zwei Schritte vor, einer zurück).
  • Energietransfer: Schließlich stellte sich jeder in eine Bucht zwischen zwei „Strahlen“. Dann warf man sich rituell einen weißen Ball zu, der in jedem Jahr neu sein musste.
  • Heliozentrismus: Zum Ende des Ritus schritt der Dekan über alle Labyrinthwege hinweg in die Mitte, fing den weißen Ball und hielt ihn empor. Die Sonne Christi als Sieg über das Universum und im übertragenen Sinne auch als dessen Mittelpunkt. Wohlgemerkt: 400 Jahre vor der Durchsetzung des heliozentrischen Weltbildes.

3. Lebenswegsymbolik

Verweise auf die „Biografie des Menschen“:

  • Geburt: Eingang ins Labyrinth ➀.
  • Kindheit: Alles ist klar. Vermeintlich direkter Weg zum Ziel ➁.
  • Jugend: Umkreisen des Zieles, Suche und häufig grosse Nähe zum Lebenssinn, aber auch zum Tod ➂.
  • Adoleszenz: Verlieren des Lebenssinns aus den Augen, vermeintliche Irrwege ➃.
  • Hohe Erwachsenenzeit: Trotzdem keine Sackgassen. → Kein Lebensweg ist vergeblich ➄.
  • Alter: Nicht selten Enttäuschung am Lebensende. Nach 95% des Labyrinth-Weges vermeintlich wieder am Anfang ➅.
  • Letzte Lebenszeit & Tod: Die Zielgerade. Die letzten Meter liegen auf der Mittelachse der Kathedrale. Dann das Ziel ➆.
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4. Körpersymbolik

Verweise auf den „Körper des Menschen“:

  • Kopf: Apsisbereich ➀
  • Fontanelle: Mittelfenster der zentralen Kapelle ➁
  • Kehlkopf /„Sprachorgan“: Kanzel / Ambo ➂
  • Rumpf: Langhaus / Mittelschiff ➃
  • Arme: Querhäuser / N- und S-Schiff ➄
  • Füße: Türme ➅
  • Körperreinigung: Gefälle des Fussbodens von E nach W zwecks Durchspülen nach grossen Festtagen ➆
  • Magen-Darm-Trakt: Labyrinth-Weg-Verlauf ➇
  • Schrittrhythmus: rhythmische Wiederholung der Pfeilermuster ➈
  • Atem- und Herzfrequenz: „Atem- und Herzfrequenz“ ca. 1 Atemzug zu 4 Herzschlägen; Wechsel zwischen sich hebendem Bögen und senkendem Schlussstein im Verhältnis 1 zu 4 ➉
  • Geburtsvorgang: → Kopf zuerst; entspricht dem Bauvorgang: → Chor zuerst dann Langhaus zuletzt Türme ⑪
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Kopf
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Fontanelle
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Kehlkopf
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Rumpf
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Arme
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Füße
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Körperreinigung

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Magen-Darm-Trakt
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Schrittrhythmus
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Atem- & Herzfrequenz
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Geburtsvorgang